«Gründen heisst Loslassen: Du leerst dein Bankkonto und gehst all-in»

Im Juni 2021 haben Simon Krähenbühl und Silvia Nadenbousch die LARS Brillen AG gegründet. Ihr Weg dahin war unterschiedlich: Er hatte als Masterarbeit in Industriedesign einen Brillen-Prototypen entwickelt, sie gerade ihren festen Job im Marketing gekündigt. Bankenpartnerin des Start-ups war die BEKB.

Simon Krähenbühl holte sich den Biss, den es für eine Firmengründung braucht, beim Spitzensport. Am Zürichsee aufgewachsen, begann er mit dem Kanu-Sport. Erst im Kajak auf dem Flachwasser, danach im Zweier im Wildwasser Slalom. Fünfzehn Jahre trainierte er auf höchster nationaler Stufe und verpasste die Selektion für die Olympischen Spiele 2012 in London nur knapp. «Während dieser Zeit wechselte ich stets zwischen Ausbildung, Job und Sport hin und her. Da entwickelt man schon Ehrgeiz und muss seine Tage genau planen.» Auch Silvia Nadenbousch hat eine sportliche Seite, beschreibt sich aber als Breitensportlerin: «Ab und zu an einem Lauf mitmachen spornt an.» Simon Krähenbühl interveniert: «Also, immerhin hast du am Jungfraumarathon teilgenommen!» Die 40-Jährige lacht und erklärt: «Wenn ich keinen Sport mache, werde ich hibbelig.» Sie brauche Bewegung und frische Luft, um den Kopf nach einem anstrengenden Tag durchzulüften. So gebe es wieder Platz für neue Ideen.

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«Die Gründung ist ein sehr emotionaler Moment. Die Unterschriften unter diese Papiere zu setzen, war schon ein Ereignis.»

Von der Masterarbeit zum Start-up

Mit einer Idee begann auch die Geschichte der LARS Brillen AG: Simon Krähenbühl absolvierte an der Hochschule Luzern als Weiterbildung den Studiengang Industriedesign und Innovation. Als Abschlussprojekt stellte er sich die Frage: «Wie muss eine Brille beschaffen sein, damit sie nicht von der Nase rutscht?» Um die Frage zu beantworten, entwickelte er ein neues Click-in-Scharnier: Es funktioniert statt mit Schrauben mit zwei kleinen Stiften, die Bügel und Front zusammenhalten. Dennoch lässt sich die Brille wie gewohnt zusammenklappen. «Schritt für Schritt haben wir die Funktion entwickelt und die Designs entworfen – mittlerweile ist das Scharnier zum Patent angemeldet», erklärt der 36-Jährige. Mit dem neuen Scharnier und dem leichten Material sitzen die LARS-Brillen nun sicher auf der Nase.

Silvia Nadenbousch studierte an der Universität Bern BWL und arbeitete zuletzt sechs Jahre im Bereich Marketingkommunikation. Doch sie spürte, dass sie eine Veränderung brauchte und kündigte 2018 aufs Geratewohl. «Irgendwie spürte ich, dass ich eine Art Unternehmer-Gen in mir habe», erklärt sie heute. Deshalb habe sie sich an Orte begeben, wo die Start-up-Szene Bern sich vernetzt – und lernte Simon Krähenbühl kennen.

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Regional, authentisch und nachhaltig

Nach dem ersten Kaffee begannen die beiden zusammenzuarbeiten. Bald war klar: Sie wollten die Start-Up-Gründung gemeinsam weiterverfolgen. Sofort merkten sie, dass ihre Wertehaltung im Privaten und Geschäftlichen übereinstimmte. «Was immer wir tun: Wir wollen ehrlich, transparent und authentisch sein», erklärt sie. «Genau so wollen wir auch mit unserem Produktdesign umgehen.» Das Design der Brillenfassungen ist schlicht, reduziert und stilvoll. Wichtig war für Simon aber auch die Regionalität der Produktion. Er will mit den Herstellern im direkten Austausch sein: «Ich will anrufen und mich zur selben Tageszeit in derselben Sprache austauschen können.»

LARS-Brillen werden im 3D-Druckverfahren im Kanton Appenzell aus Polyamidpulver hergestellt. So entstehen praktisch keine Material-Reste und die Brillenfassungen sind 100% Swiss Made. «Zuerst dachten wir auch an eine Version aus Acetat – doch dafür hätten wir ins Ausland gehen müssen», erklärt der gelernte Konstrukteur. Seine Geschäftspartnerin ergänzt: «Falls wir mit unseren Produkten etwa in die USA expandieren, können die Fassungen direkt vor Ort produziert werden: Druckdaten versenden hinterlässt keinen CO2-Fussabdruck, Produkte verschiffen hingegen schon.» Ganz nach dem Motto: «swiss designed, locally produced».

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«Wir brauchen persönliche Ansprechpartner, die auch schnell reagieren können – die haben wir bei der BEKB.»

Menschliche Bank direkt vor Ort

Im Dezember 2020 haben die beiden Co-Founder ein Büro im Zentrum für Innovation und Digitalisierung ZID im Bernapark in Deisswil bezogen. Das ZID bietet eine ideale Umgebung für Start-ups und führt regelmässig Events oder Weiterbildungen durch. Der Standort beeinflusste auch die Wahl der Bank: Die BEKB ist Unterstützerin des ZID und verfügt direkt vor Ort über ein Büro. «Deshalb war es für uns klar, dass wir mit unserem Start-up zur BEKB gehen – allein schon wegen der örtlichen Nähe», erklärt Silvia Nadenbousch. Simon Krähenbühl war schon mit der BEKB vernetzt und schätzt die aktuelle Partnerschaft: «Wir haben uns in Workshops mit der BEKB über relevante Services für Start-ups und KMU ausgetauscht». Am wichtigsten war für die beiden Firmengründer, dass sie rasch Vertrauen in die Finanzcoaches fassen konnten. Der menschliche Aspekt sei nicht zu unterschätzen. «Wir brauchen persönliche Ansprechpartner, die auch schnell reagieren können – und die haben wir bei der BEKB», sagt Simon Krähenbühl.

Rund ein halbes Jahr nach dem Einzug in Deisswil war die LARS Brillen AG gegründet. Mit an Bord sind auch drei Mitbesitzer. «Die Gründung ist ein sehr emotionaler Moment. Die Unterschriften unter diese Papiere zu setzen, war schon ein Ereignis», sagt Silvia Nadenbousch. Für ihren Geschäftspartner bedeutete die Gründung vor allem auch Loslassen: «Du leerst auf einmal dein gesamtes Bankkonto und gehst all-in.» Das Emotionalste sind für ihn aber die Verbindungen zu den Menschen: Dass er auf seinem Weg Silvia Nadenbousch und die anderen Mitinhaber getroffen hat, sieht er als grosses Glück. Was sich die beiden neben geschäftlichem Erfolg wünschen? Sie lacht: «Dass wir zwischendurch auch mal innehalten und uns ein verdientes Bier gönnen – wie man sich das in einem Start-up vorstellt.»

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