BEKB Geschäftsbericht 2024

Regionale Wirtschaft

Die BEKB trägt zur Stärkung und zur gesunden Entwicklung der bernischen und solothurnischen Volkswirtschaften und zur Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bei. Sie berücksichtigt möglichst Lieferanten aus dem Einzugsgebiet der Bank. Davon sollen kleine und mittlere Unternehmen profitieren.

Relevanz des Themas

Eine regional tätige Bank wie die BEKB hat Einfluss auf die Wertschöpfung in ihrem unmittelbaren wirtschaftlichen Umfeld. Dieser manifestiert sich sowohl direkt im Bankbetrieb (zum Beispiel als Arbeitgeberin, als Anbieterin von Ausbildungsplätzen oder als Steuer- und Dividendenzahlerin) als auch indirekt: über die angebotenen Finanzdienstleistungen (insbesondere Kredite, die regionale Investitionen, Infrastrukturen, Konsum und Innovationsfähigkeit begünstigen), über die Lieferanten (zum Beispiel indem regionale Lieferanten berücksichtigt und Nachhaltigkeitskriterien in der Beschaffung angewendet werden) oder durch regionales gesellschaftliches Engagement.

Auf der anderen Seite ist eine regional tätige Bank von der regionalen Konjunktur abhängig: Wenn sich die regionale Wirtschaft verlangsamt, steigt das Risiko notleidender Kredite, und die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen geht zurück. Die Entwicklungen des Arbeitsmarkts, der Inflation und der Immobilienpreise haben insbesondere einen Einfluss auf die Geschäftsaktivitäten und das Risikoprofil einer Bank.

Konzepte, Massnahmen und Aktivitäten

Wirtschaftlich engagiert

Mit ihrer langfristig ausgerichteten Geschäftspolitik trägt die BEKB zur eigenständigen Entwicklung der Kantone Bern und Solothurn bei und stärkt die Volkswirtschaft in ihrem Geschäftsgebiet. Negative Auswirkungen auf eine nachhaltige Entwicklung ihres Wirtschaftsraums will sie vermeiden. Im Kanton Bern haben 30 Prozent der KMU und 33 Prozent der Privatpersonen eine Bankverbindung mit der BEKB.

Das wirtschaftliche Engagement der BEKB ist breit gefächert. Neben ihrer Kerntätigkeit, der Zusammenarbeit mit und der Beratung von Firmen-, Privat- und Anlagekundinnen und -kunden, unterstützt die BEKB den Kanton sowie die Gemeinden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Zudem ist sie eine bedeutende Arbeitgeberin, Auftraggeberin und Steuerzahlerin, und sie spielt eine wichtige gesellschaftliche Rolle.

Von der gesamthaft erzielten Unternehmensleistung (Betriebsertrag) von 569,6 Millionen Franken gingen 2024 Vorleistungen von 164,7 Millionen Franken an Lieferanten. Unter Berücksichtigung der Investitionen, der Devestitionen und der zweckkonformen Verwendung von Wertberichtigungen betrug die Nettowertschöpfung der BEKB im letzten Jahr 396,6 Millionen Franken. Davon gehen 48,2 Millionen Franken in Form von Steuern an die öffentliche Hand und 145,0 Millionen Franken an die Mitarbeitenden. Vom 2024 erarbeiteten Free-Cash-Flow in der Höhe von 203,4 Millionen Franken fliessen 96,9 Millionen Franken an die Aktionärinnen und Aktionäre. 106,5 Millionen Franken werden zur Selbstfinanzierung und Weiterentwicklung der Bank verwendet.

Kanton profitiert

Der Kanton Bern profitiert als Hauptaktionär auch direkt von der erfolgreichen Tätigkeit der BEKB. Seit der Rechtsformumwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1998 hat der Staat über 2,4 Milliarden Franken eingenommen – in Form von Dotations- oder Aktienkapitalrückzahlungen, Aktienplatzierungen, Bezugsrechtsvergütungen, Staatsgarantieabgeltungen, Dividenden und Steuern. Im Jahr 2024 hat der Mittelzufluss rund 82 Millionen Franken betragen. Auch ist die Mehrheit der Mitarbeitenden im Kanton Bern steuerpflichtig, was bei einer Gesamtlohnsumme von mehr als 100 Millionen Franken beachtliche Zahlungen an die öffentliche Hand ergibt.

KMU-Förderprogramm

Die BEKB entwickelt ihr seit vielen Jahren etabliertes KMU-Förderprogramm (siehe Geschäftsbericht > Vielfältige Geschäftsfelder) weiter und setzt sich für lokale Unternehmen ein. Die BEKB kennt die Risiko- und die Erfolgsfaktoren bei der Gründung und der Führung eines Unternehmens. So begleitet und unterstützt die Bank KMU in allen Unternehmensphasen bedürfnisgerecht. Nicht nur als Finanzdienstleisterin, sondern vielmehr als vollumfängliche Vertrauens- und Kompetenzpartnerin. Das KMU-Förderprogramm der BEKB richtet sich an die neue Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern, für die die Selbstverwirklichung ein wichtiger Faktor ist, aber auch an Unternehmen in der Wachstums-, Erneuerungs- oder Nachfolgephase.

Indem die BEKB ihr breites Ökosystem sowie Partnerschaften zugänglich macht, trägt sie zur nachhaltigen Entwicklung des Wirtschaftsraums bei. Mit ihrem Engagement für KMU hilft die Bank, Arbeitsplätze in der Region Bern-Solothurn zu schaffen und zu erhalten – damit KMU ein fester Bestandteil der Region bleiben.

Unternehmensphase Gründen

Die BEKB hat für werdende Unternehmerinnen und Unternehmer ein grosses Partnernetzwerk sowie verschiedene Formate aufgebaut und entwickelt diese stetig als Ökosystem weiter.

  • Sie unterstützt Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer mit dem BEKB-Kompasstag. Mit individuellen Coachings rund um die Unternehmensgründung erhalten die Teilnehmenden das Rüstzeug, um mit der eigenen Geschäftsidee durchzustarten.
  • Die Partnerschaft mit Gründen Solothurn unterstützt im Kanton Solothurn mit Informationsveranstaltungen rund um die Unternehmensgründung.
  • Die Partnerschaft mit be advanced dient der Konkretisierung des Geschäftsmodells. In der Gründungsberatung wird die Geschäftsidee validiert und marktreif gemacht, für Start-ups gibt es ein dreistufiges Programm.
  • Zusammen mit der Berner Fachhochschule engagiert sich die BEKB in der Stiftung für technologische Innovation STI. Die STI unterstützt Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer mit zinslosen Darlehen bei der Umsetzung ihrer Ideen zu marktfähigen Innovationen.
  • Mit dem Online-BEKB-Gründungsservice bietet die BEKB eine einfache, schnelle und kostengünstige Firmengründung direkt auf der eigenen Website an. Die Angebote und Dienstleistungen werden laufend ausgebaut.
  • Im Berichtsjahr hat die BEKB ihr Nachhaltigkeitsengagement im Bereich der Digitalisierung weiter verstärkt. Seit 2022 unterstützt sie das Start-up honestmonday als Finanzpartnerin und lancierte im Frühling eine Kampagne, um dessen Bekanntheit zu steigern. Der intuitive digitale Businessplan von honestmonday ist in sechs Dimensionen aufgebaut und wächst mit dem Unternehmen mit. Er bietet direkten Zugang zu finanziellen Ressourcen und KIM, einer digitalen KI-basierten Beratung. Als besonderen Anreiz unterstützt die BEKB gezielt junge Unternehmen, Start-ups und KMU, indem sie ihnen den digitalen Businessplan ein Jahr lang kostenlos zur Verfügung stellt.

Unternehmensphase Wachstum

  • Im Berichtsjahr fanden in der BEKB-Lounge im Bernapark Deisswil zehn „Entrepreneur Lunches“ statt. Die BEKB lud Unternehmerinnen und Unternehmer ein, sich auszutauschen, neue Ideen zu entwickeln und Innovationen weiter voranzutreiben, um das Unternehmertum zu stärken.
  • An den jährlich stattfindenden drei KMU-Abenden der BEKB diskutierten im Oktober 2024 Prof. Dr. Aymo Brunetti, Ökonom und Professor am volkswirtschaftlichen Institut der Universität Bern, sowie Expertinnen und Experten der BEKB über die globale Wirtschaftslage und die Folgen für Unternehmen in der Region.

Unternehmensphase Nachfolge

In der Unternehmensnachfolge unterstützt die BEKB Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur in finanziellen Belangen, sondern begleitet Unternehmen in diesem bedeutenden und emotionalen Ereignis in allen fünf Phasen des Nachfolgeprozesses. Sich vom eigenen Lebenswerk zu trennen, ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ein emotionaler Schritt. Umso wichtiger ist es ihnen, ihr Unternehmen in gute Hände zu übergeben. Gestartet wird mit einem kostenlosen unverbindlichen Erstgespräch, in dem eine präzise Auslegeordnung gemacht wird. Somit ist der erste Grundstein für eine optimale Nachfolgeplanung gelegt.

Im Rahmen ihrer Partnerschaft mit be advanced bereitet die BEKB Unternehmerinnen und Unternehmer auf einen erfolgreichen Generationenwechsel vor. Das Programm «be-next» umfasst eine Workshopserie, Impulsanlässe und ein persönliches Coaching.

Handelsplattform OTC-X

Die BEKB betreibt eine elektronische Handelsplattform für nicht kotierte Schweizer Aktien: die OTC-X. Damit trägt die BEKB massgeblich zur Transparenz und zur Liquidität im ausserbörslichen Aktienhandel bei. Zusätzlich zu den Kursnotierungen werden aktuelle Nachrichten, Marktkommentare, Unternehmensstudien, Nachhaltigkeitsanalysen und relevante Kennzahlen zu den 238 gelisteten Unternehmen publiziert. Im Jahr 2024 wurde zum vierten Mal eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit durchgeführt: 31 Unternehmen nahmen daran teil.

238

Unternehmen

sind auf der elektronischen Handelsplattform OTC-X gelistet

Beschaffung

Um negative Auswirkungen in der Lieferkette so gering wie möglich zu halten, berücksichtigt die BEKB Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Beschaffungen. Dies gilt sowohl bezüglich der eingekauften Produkte und Dienstleistungen als auch bezüglich der Nachhaltigkeitsleistungen der Lieferanten. Die Kriterien sind einerseits im Lieferantenkodex der BEKB, andererseits in der Richtlinie für nachhaltige Beschaffung festgehalten.

Der Lieferantenkodex beschreibt die Standards, deren Einhaltung die BEKB von ihren Lieferanten erwartet. Sie gelten in der gesamten Lieferkette, das heisst, Lieferanten sollen sicherstellen, dass sie auch von ihren Subunternehmen und Zulieferern eingehalten werden. Der Lieferantenkodex umfasst Anforderungen bezüglich Integrität und Ethik sowie sozialer und ökologischer Verantwortung (zum Beispiel Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen, keine Korruption, keine Schwarzarbeit).

Ergänzend zum Lieferantenkodex sind in der Richtlinie für nachhaltige Beschaffung die Nachhaltigkeitskriterien definiert, die die Bank bei Beschaffungen berücksichtigt. Die BEKB unterscheidet zwischen Musskriterien, die zwingend einzuhalten sind (zum Beispiel FSC- oder PEFC-Zertifikate für Papiere, Drucksachen und Holzprodukte, kein Tropenholz; beste Energieeffizienzklasse bei Fahrzeugen und Maschinen), und Sollkriterien, deren Erfüllung den Zuschlag begünstigt (zum Beispiel regionale Wertschöpfung, verwendete Materialien, Ressourcenverbrauch, Nachwuchsförderung).

Der Lieferantenkodex sowie die Richtlinie für nachhaltige Beschaffung gelten für alle wesentlichen Beschaffungen (ausser bei begründeten Ausnahmen, bei denen die Kriterien anderweitig in die Evaluation einbezogen werden). Zu einem Grossteil der Lieferanten bestehen langjährige Geschäftsbeziehungen. Bei neu zu beschaffenden Produkten oder Losen werden ab einem bestimmten Warenwert mehrere Offerten eingeholt. Diese werden nach vordefiniertem Raster bewertet. Die Nachhaltigkeitskriterien sind integraler Bestandteil dieser Bewertung.

Die BEKB hat ihr Zentrallager seit 2018 an einen spezialisierten, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Partner ausgelagert. Das Kernsortiment des Büromaterials enthält einen substanziellen Anteil an umweltfreundlichen und nachhaltig produzierten Büroartikeln. Die Transportplanung wurde gestrafft, und seit der Umstellung werden Mehrwegkartons für die Auslieferungen eingesetzt.

Die wesentlichen Beschaffungen betreffen die Informatik, bezogene Dienstleistungen, Marketingprodukte, die Gebäudeinfrastruktur sowie Güter für den Bürobetrieb. Soweit möglich werden Lieferanten aus dem Einzugsgebiet der Bank berücksichtigt: Die BEKB arbeitet mit rund 1000 Lieferanten im Wirtschaftsraum Bern/Solothurn zusammen und vergibt mehr als 50 Prozent ihres Auftragsvolumen an sie.

Sorgfaltspflichten bezüglich Kinderarbeit

Die BEKB hat im Berichtsjahr erneut eine Risikoeinstufung zu den Sorgfaltspflichten bezüglich Kinderarbeit gemacht. Die Beschaffungen der BEKB aus Ländern mit erhöhtem Risiko für Kinderarbeit machen weniger als 1 Prozent der gesamten Beschaffungen der Bank aus. Diese betreffen fast ausschliesslich Researchdaten. Aufgrund der Komplexität der diesen Daten zugrunde liegenden Arbeiten besteht hierbei ein äusserst geringes Risiko für Kinderarbeit.

Die BEKB weist somit geringe Risiken im Bereich Kinderarbeit auf. Weiter besteht kein begründeter Verdacht auf Kinderarbeit mit Bezug auf ein konkretes Produkt oder eine konkrete Dienstleistung. Demzufolge ist die BEKB von den Sorgfalts- und Berichterstattungspflichten gemäss Art. 964j, 964k und 964l OR befreit.

Die BEKB hat im Herbst 2023 einen Lieferantenkodex erstellt, um vertraglich sicherzustellen, dass Lieferanten die Nachhaltigkeitskriterien der Bank (darunter Anforderungen betreffend Kinderarbeit) einhalten. Sollte bei einem Lieferanten Kinderarbeit festgestellt werden, würde die Bank die Geschäftsbeziehung sofort beenden.

Ziele und Kennzahlen

Die BEKB hat in ihrem Nachhaltigkeitsleitbild folgende Ziele definiert (Überblick über den Stand der Zielerreichung: siehe Umsetzungsstand der Ziele):

  • Wir erarbeiten über eine Zeitspanne von fünf Jahren (2021 bis 2025) einen Free-Cash-Flow von 450 Mio. bis 550 Mio. Franken.
  • Wir vergeben den Grossteil unserer Aufträge an Lieferanten in unserem Wirtschaftsraum.

Indikatoren

GRI

 

Einheit

2024

2023

2022

2021

2020

 

Wertschöpfung

 

 

 

 

 

 

201-1

Nettowertschöpfung

Mio. CHF

397

407

300

279

262

– Selbstfinanzierung (Unternehmen)

Mio. CHF

106

119

29

13

15

– Aktionärinnen und Aktionäre

Mio. CHF

97

93

89

86

82

– Öffentliche Hand

Mio. CHF

48

55

30

35

23

– Mitarbeitende

Mio. CHF

145

141

152

145

142

aity AG

Die in diesem Kapitel beschriebenen Konzepte, Massnahmen und Aktivitäten bezüglich Beschaffung (inklusive Sorgfaltspflichten bezüglich Kinderarbeit) gelten für die ganze BEKB-Gruppe. Bei Softwarebeschaffungen besteht für die aity AG aufgrund der Komplexität ein geringes Risiko für Kinderarbeit.